Leitsymptome süchtig-perverser Entwicklungen

Sigusch, Volkmar

Zusammenfassung

Von einer süchtig-perversen Entwicklung und damit von einer behandlungsbedürftigen Störung sollte klinisch nur dann gesprochen werden,

wenn folgende Leitsymptome vorliegen: Sexualisierung, zwanghafte Externalisierung sexueller Wünsche, dominante Fetischisierung eines Gegenstandes oder einer Szene und süchtiges Erleben.

Differenzialdiagnostisch hilfreich und forensisch bedeutsam sind nach wie vor die von Hans Giese aufgestellten Leitsymptome, zum Beispiel das Symptom „zunehmende Frequenz, abnehmende Satisfaktion“.

Von Perversionen zu unterscheiden sind kulturell neue Selbstpraktiken, beispielsweise sadomasochistische, fetischistische und transgenderistische, die der Autor Neosexualitäten nennt. In ihnen geht es nicht mehr vorrangig um sexuelle Erregung; narzisstische Befriedigung ist ebenso bedeutsam.
Ziel der Behandlung sexueller Perversionen ist es, Katastrophen dadurch zu verhindern, dass die verleugneten oder abgespaltenen Wünsche bewusst gemacht werden. Nur dann können sie kontrolliert werden.

[Quelle]

Dazu ergänzend ein interessanter Leserbrief:

Perversion: Nichts Neues

BRIEFE

Zu dem Medizin-Beitrag „Leitsymptome süchtig-perverser Entwicklungen“ von Prof. Dr. med. Volkmar Sigusch in Heft 1/2003:

Siguschs Ausführungen zu den Problemen perverser Sexualität erschöpft sich im Wesentlichen in der Wiederholung dessen, was wir so seit Jahrzehnten von analytischer Seite lesen können. Gibt es denn nichts Neues bei Perversionen, mag man sich fragen. Und offensichtlich gibt es neue Phänomene, die unsere Aufmerksamkeit erfordern. Der Telefonsex, der Pornoboom, die bildersüchtigen Internet-User, die sich unzählige Websites nur sekundenlang anschauen oder runterladen, die „neuen Pädophilen“, die – ansonsten unauffällig – pädophile Websites konsumieren. Schade, dass diese sexuellen Muster nicht adressiert werden.
Dipl.-Psych. Stephan Hoyndorf, Christofstraße 8, 70178 Stuttgart

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